Wie ich Geschichten entwickle

Das, was mich an der Literatur mit am meisten begeistert, ist die Figurenzeichnung. Und die Figuren sind es, die bei mir am Anfang jeder Geschichte stehen, und sie bringen alle Konflikte mit. Ob das nun an ihrem Charakter oder ihrer Vergangenheit liegt. Und um diese Konflikte herum entspinnt sich der Plot.

Ich mache mir immer eine grobe Skizze der Handlung. Ein vorläufiges Exposé sozusagen, sodass ich weiß, was die wichtigsten Handlungselemente sein werden. Fluch und Segen zugleich ist, dass ich nachts viel wach liege. Denn diese Zeit nutze ich, seit ich schreibe, um die einzelnen Szenen in meinem Kopf reifen zu lassen, mir Details zu überlegen, zu feilen, Dialoge zu entwickeln. Ein paar Mal ist es mir passiert, dass ich in der Nacht eine zündende Idee hatte, sie am nächsten Morgen aber vergessen hatte.

Die Ideen kommen beim Schreiben

Vielleicht sollte ich mit Notizbuch unter dem Kopfkissen schlafen. Bislang tröste ich mich allerdings immer damit, dass die Idee bestimmt nicht gut genug war, um sie mir zu merken.

Überhaupt mache ich mir selten richtige Notizen. Ab und zu schicke ich eine Idee an eine Freundin, damit ich sie nicht vergesse. Denn ich habe so viele Zettel überall herumliegen, dass ich die wichtigen vermutlich sowieso nie wieder finden würde.

Wenn ich allerdings den Laptop aufklappe und anfange zu tippen, kommen mir beim Schreiben selbst nochmal ganz neue Ideen.

Ich bin viel fokussierter, wenn ich schreibe.

Kleiner Exkurs: Ich war in London vor einigen Jahren auf einer Lesung mit Jonathan Safran Foer (einer meiner Lieblingsautoren), der gesagt hat, dass er eigentlich nur denkt, wenn er schreibt oder redet. Und das trifft auf mich auch zu.

Ich bin viel fokussierter, wenn ich schreibe. Meine Gedanken sind dann zielführender und stringenter. Wenn ich sonst über meine Geschichten nachdenke, ist es, als würde ich ein bisschen orientierungslos in der Welt, die ich gerade konzipiere, herumlaufen. Ich beobachte, drifte ab, refokussiere mich. Wenn ich schreibe, haben alle Gedanken eine Richtung, ein Ziel. Deswegen kann es gut passieren, dass Szenen, die ich fertig in meinem Kopf hatte, nochmal komplett umgeworfen werden, weil es mit mir durchgeht.

© Sophie Anfang

Kathinka Engel

Kathinka Engel liest, seit sie fünf Jahre alt ist. Neben der Literatur liebt sie außerdem: alles, was bunt ist, Abenteuerreisen, Die drei ???, gute Kneipen, Besuche im Fußballstadion und das Rascheln trockener Blätter im Herbst.

Der neue Roman

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